Der Masterplan2030+ hat für die nördlichen Stadtteile erhebliche negative Auswirkungen. Inzwischen hat die Stadt sogar, laut Magistratsvorlage vom 23.09.2019, die „Einleitung vorbereitender Untersuchungen für städtebauliche Entwicklungsmaßnahmen in Arheilgen West und Wixhausen Ost“ veranlasst. Was bedeutet das? Die Stadt Darmstadt plant für das Gebiet Arheilgen West, unterhalb und oberhalb des jetzigen Gewerbegebiets und westlich der B3 Umgehung bis zum Waldrand eine Neubaufläche. Und für das Gebiet Wixhausen Ost ist bis zum Waldrand der GSI und südlich bis auf die Höhe des Bauernladen Benz eine Neubaufläche vorgesehen (siehe Plan). In Arheilgen West sind dies 130 ha und in Wixhausen Ost ca. 100 ha Ackerfläche, die für die Bewirtschaftung durch die Bauern und als Naherholungsgebiet und Frischluftschneise verloren gehen. In der Vorlage wird als vorläufiges Ziel die Bereitstellung von gewerblichen Flächen genannt. Die Frage stellt sich „ist dies im Sinne der Bürger“?
Warum macht die Stadtregierung das? Sie sieht zwar die Herausforderung des Klimawandels und des Umweltschutzes, plant jedoch gleichzeitig neue Gewerbegebiete in Wixhausen und Arheilgen und forciert diese sogar. Auf der einen Seite sollen Ackerflächen versiegelt werden und auf der anderen Seite soll laut Masterplan eine „Grünraumoffensive“ für die Stadt gestartet werden.
All das passt nicht zusammen und ist offensichtlich nur dem Wachstumsgedanken geschuldet. Die Stadt geht von einem Bevölkerungswachstum für die nächsten Jahre aus von derzeit 160.000 auf 180.000 Einwohner. Dies geht nur bei einer Umverteilung der Bevölkerung vom ländlichen Raum in die Stadt und Zuzug vom Ausland. Die Bevölkerung der Bundesrepublik wuchs in den Letzten 10 Jahren um ca. 1,5%, die der Stadt Darmstadt um ca. 14 %, wobei die Sterblichkeitsrate in beiden Fällen größer als die Geburtenrate ist. Dies bedeutet, dass die Städte immer mehr wachsen und die Stadtfernen Regionen immer dünner besiedelt werden. Dieser Trend wird noch beschleunigt, wenn zusätzlich zu den bestehenden Erwerbstätigen (ca.134.000 Personen) noch weitere hinzukommen. Heute pendeln schon ca. 71.000 Sozialversicherungspflichtige in die Stadt ein, wobei die Zahl sich noch durch Selbstständige, Beamte, Schüler und Studenten auf ca. 100.000 Einpendler erhöht. Eigentlich braucht die Stadt Darmstadt weder Ackerflächen für Wohnungsbau noch für Gewerbe oder Industrieansiedlung, zumal es innerstädtisch noch Möglichkeiten gibt, wie z.B. die Starkenburg Kaserne und das Eberstädter Klinikareal.
Eine Stadt wie Darmstadt, die bereits jetzt ein großes Verkehrsaufkommen und eine zunehmende Umweltbelastung aufweist, muss diese Situation nicht durch zusätzliche Gewerbe und Industrieansiedlung verschärfen, zumal dadurch der Druck auf die Wohnraumsituation noch verschärft wird. Es muss vielmehr eine Zusammenarbeit mit den anliegenden Landkreisen und dem Land Hessen geben, um sich zukunftsweisend weiterzuentwickeln. Dies gilt insbesondere für den ÖPNV und für den Wohnungsbau, zumal es dort immer mehr Leerstände in den ländlichen Kreisen gibt. All diese Probleme kann man nur gemeinsam lösen. Die Umwelt und der Mensch müssen dabei im Mittelpunkt stehen und nicht die Wachstumsfantasien unserer Stadtregierung, die in diesem Fall auf Kosten der Nördlichen Stadtteile geht.