Am 15. März hat der Museumsverein zusammen mit der Deutschen Bahn Fernverkehr eine Pressekonferenz durchgeführt, um das Projekt der ICE-Waschanlage in Kranichstein vorzustellen. Die Bahn hat erneut ihr Versprechen gebrochen, „alle Betroffenen und Interessierten frühzeitig und transparent zu informieren“, wie es auf der Projekt-Website heißt. Die Projektvorstellung am 15. März 2024 war nur an geladene Pressevertreter gerichtet, Anwohner wurden nicht beteiligt. Die bereits im Mai 2023 angekündigte frühzeitige öffentliche Vorstellung des Projekts hat nie stattgefunden. Auf der Projektwebsite wurde nicht erwähnt, dass gerade ein Planfeststellungsverfahren läuft und auch nicht darauf hingewiesen, wo die Unterlagen einzusehen sind. Die Offenlage der Planfeststellungsunterlagen endete am 22. Januar 2024, die Frist für Einwendungen am 5. Februar. Damit haben betroffene Anwohner, die erst durch die Präsentation am 15. März von dem Projekt erfahren haben, keine Möglichkeit mehr, sich am Planungsverfahren zu beteiligen.
Das Projektmanagement der Bahn war bislang nicht bereit, auf die bereits eingebrachte Kritik einzugehen. In einem Gespräch von IGAB-Vertretern mit der Bahn kurz vor der Präsentation im Eisenbahnmuseum wurde erneut behauptet, es seien nur „sieben nächtliche Abstellungen“ geplant. Davon ist die Bahn bei Ihrer Ortsbesichtigung mit der Presse erstmals abgerückt und hält nun auch 12 Züge nachts und 8 Züge tags „für möglich“. Im Planfeststellungsantrag hat sie allerdings 20 Züge nachts und 10 Züge tags als „Kapazität“ angegeben. Und auch dies vereinbart sich nicht mit der Planung eines Dreischichtbetrieb rund um die Uhr und rund um die Woche. Das Lärmgutachten der Bahn hält sogar bis zu 40 Züge tags und 20 Züge nachts für zumutbar.
Die IGAB-AKW-Gruppe fordert daher von der Bahn, dass sie beim Eisenbahnbundesamt als Planfeststellungsbehörde die Behauptung der niedrigen Zugzahlen zum Antrag erhebt, so dass das Eisenbahnbundesamt eine entsprechende Begrenzung der Zugzahlen in den Planfeststellungsbeschluss bindend aufnimmt. Nur so kann ausgeschlossen werden, dass die Zugzahlen später im laufenden Betrieb immer mehr ansteigen.
Auch die Lärmbelästigung von Anwohnern bleibt ein offenes Problem, selbst bei nur sieben Zügen in der Nacht: Das Schallgutachten sagt eindeutig, dass bei jeder Ein- wie Ausfahrt der ICE-Züge ein 20 Sekunden langes Warnsignal ertönen muss, das über 28 Laufsprecher je Bahnsteig einen Gesamtpegel von 125 dB(A) erreicht. Lärmschutzmaßnahmen sind nicht vorgesehen. Die sollen erst bei mehr als 40 Zügen tags und 20 Zügen nachts ergriffen werden. Die Bahn hat im Planfeststellungsantrag lediglich den noch lauteren Makrofontest auf der ICE-Anlage ausgeschlossen, sagt aber nicht, wo dieser stattdessen stattfinden soll. Das Warnsignal bei jeder Ein- wie Ausfahrt ist aber nach wie vor Teil des Projekts.
Die Bahn plant ihre ICE-Anlage am äußersten westlichen Rand der ehemaligen Rangierbahnhof-Gleisanlagen. Die Bauflächen für die ICE-Anlage wurden derart eng bemessen, dass wesentliche Anlageteile auf Flächen jenseits der Gleisanlagen zugreifen, die als ökologisch wertvolles Grünland einzuordnen sind. Das betrifft den gesamten Betriebshof mit Parkplätzen und Sozialgebäude, eine Versickerungsanlage sowie Betriebseinrichtungen am Ende der Gleisanlagen, für deren Bau bereits im Januar Wald gerodet wurde.
Die IGAB-AKW-Gruppe fordert daher, die geplante ICE-Anlage noch Südosten in die dortigen aufgelassenen Gleisflächen zu verschieben. Nur so kann der gesamte ICE-Betrieb vollständig auf bislang bereits genutzten Gleisflächen errichtet und die angrenzenden Grünräume geschützt werden. Die riesigen, von Gutachtern bilanzierten Biotopverluste können so zu einem großen Teil vermieden oder vor Ort ausgeglichen werden.
Und: Das denkmalgeschützte Gelände des Eisenbahnmuseums wird nicht durch ICE-Zulaufgleise zerschnitten.
Die Auswirkungen der ein- und ausfahrenden ICE-Züge auf den Bahnübergang Jägertorstraße wurden von der Bahn noch immer nicht untersucht. Die IGAB-AKW-Gruppe begrüßt es daher, dass sich Mobilitätsdezernent Wandrey nun doch zu der seit einem Jahr von der IGAB geforderten Machbarkeitsstudie zur Beseitigung des Bahnübergangs durch Unter-/Überführung entschlossen hat und erwartet eine zeitnahe Bearbeitung in Kooperation mit der Bürgerinitiative.