In einer Pressekonferenz zu Untersuchungen, wo und wie die Entwicklung neuer Gewerbegebiete im Norden Darmstadt vorangetrieben werden kann, hat der Oberbürgermeister zur großen Beschwichtigung ausgeholt.

Der Oberbürgermeister behauptet, diese Untersuchungen seien ergebnisoffen. Er bekräftigt aber zugleich die Pläne für einen Neubau des HEAG-mobilo-Depots in Wixhausen – nun auf einer noch größeren Fläche, als sie bisher gehandelt wurde: 10 bis 11 Hektar. Wirklich ergebnisoffen wäre seine Untersuchung, wenn zunächst einmal geklärt würde, ob überhaupt und wenn ja, wo und in welcher Größenordnung ein neues HEAG-Depot gebraucht wird, damit das Straßenbahnnetz optimal bedient werden kann. Dafür wäre die gesamte Stadt in den Blick zu nehmen.

Die AKW-Projektgruppe hat mehrere alternative Standorte für größere oder kleinere Depot-Lösungen vorgeschlagen: auf dem freiwerdenden Goebel-Gelände am Hauptbahnhof, auf dem Kuhnwaldgelände nördlich der Starkenburg-Kaserne und auf der freiwerdenden Starkenburg- Kaserne selbst. Der Oberbürgermeister hat sich bislang geweigert, diese Standorte auch nur zu erwägen. Offensichtlich ist Wixhausen der abgelegenste und daher fragwürdigste Standort. Dennoch steht für Partsch die Versiegelung von Wixhäuser Flächen mit den Hallen eines HEAG-Depots fest und seine „Ergebnisoffenheit“ ist nichts anderes als ein Versuch, die Bürger einzulullen.

Das gilt auch für seinen Umgang mit der örtlichen Landwirtschaft. Abwertend äußert er, die betreibe „Monokulturen“, was sie faktisch zum Abschuss freigibt. Natürlich steht auf einem Weizenacker Weizen und auf einem Spargelfeld Spargel. Das haben die Landwirte seit Sesshaftwerdung der Menschheit so gehalten. Der Oberbürgermeister hat aber offenbar noch nie etwas von Fruchtfolgen gehört, von der Aussaat von Zwischenfrucht und der damit verbundenen CO2-Bindung im Boden sowie dem hohen Wert, den eine Nahversorgung der Bürger aus örtlicher Landwirtschaft hat.

Nach dem landwirtschaftlichen Fachplan Südhessen haben die Äcker östlich von Arheilgen höchsten Wert (Stufe 1a). Im Regionalplan sind die Flächen als Vorranggebiete für Landwirtschaft dargestellt. Was läge also näher, als diese Gebiete zu einer biologischen Bewirtschaftung weiterzuentwickeln, mit der auch eine erhebliche CO2-Bindung in den landwirtschaftlichen Böden erreicht werden kann. Es ist längst bekannt, dass CO2-Emissionsminderung – etwa im Verkehr – allein nicht ausreicht, um das Klimaproblem zu lösen. Die Bindung von zusätzlichem CO2 in landwirtschaftlichen Böden durch eine ökologische Bewirtschaftung kann da ein wirksamer zusätzlicher Beitrag sein. Wenn die Stadt Darmstadt ihr Ziel der Klimaneutralität bis 2035 wirklich ernst nähme, würde sie ihre Untersuchungen darauf konzentrieren, wie auf den Äckern im Norden eine Entwicklung zur biologischen Bewirtschaftung gefördert werden kann. Da könnte die gigantische Summe von 700.000 € Untersuchungskosten schon sehr viel bewirken. Das ist aber kein Thema der angeblich „ergebnisoffenen“ Untersuchungen, die der OB in Auftrag gegeben hat.

Die neue Koalition in Frankfurt hat sich einen alten grünen Grundsatz wieder zu eigen gemacht, in dieser hoch beanspruchten Wachstumsregion Rhein-Main keine Flächenversiegelung mehr zuzulassen. Die Politik des Darmstädter Oberbürgermeister ist das Gegenteil von grün: Er will Gewerbegebiete auf Ackerflächen in einer Größenordnung, die in der Wachstumsgeschichte Darmstadts kein Beispiel hat. Egal, wo die Depot-Hallen der HEAG dort letztlich genau stehen werden – sie versiegeln den Boden, sie heizen sich trotz Dachbegrünung auf und sie blockieren die Kaltluftströme in die vorhandenen Wohnviertel.