Bis zum 22. Januar läuft noch die Offenlage der Planunterlagen zur ICE-Wartungsanlage auf dem ehemaligen Rangierbahnhof Kranichstein. Auf einer 2 km langen und 50.000 m² umfassenden Fläche sollen zukünftig ICE-Züge gereinigt und gewartet werden. Außer einer amtlichen Bekanntmachung hat es über das laufende Verfahren bislang keinerlei Information an die Öffentlichkeit gegeben, obwohl Bahnmanager auf der Stadtteilrunde Kranichstein am 24. Mai 2023 diese Information frühzeitig versprochen haben. Vielmehr wurde die Offenlage der Unterlagen in die Weihnachtszeit gelegt, in der die Menschen Ruhe suchen, nicht aber digitale Planfeststellungsunterlagen im Umfang von 220 Megabyte in 23 Ordnern studieren wollen.

Frühzeitig hat die Bahn den Verein Eisenbahnmuseum durch die Zusage gewonnen, ein paar Verbesserungen auf seinem Gelände durchzuführen. Diesem Verein hat es die Bahn überlassen, ein falsches Bild zum Projekt zu verbreiten. So berichtete das Darmstädter Echo bereits am 12.11.2022:

„Was den Betrieb der ICE-Anlage angeht, so sieht Heldmann (Sprecher des Eisenbahnmuseums) keine großen Belastungen auf die Anwohner zukommen. Die Fernzüge würden in der Regel zwischen 22 Uhr und vor 4, 5 Uhr in der Frühe ein- und ausfahren und das „sehr langsam mit maximal 30 Stundenkilometern“. Auch seien es nur wenige, da sei kein Lärm zu erwarten.“

Das Bild der „wenigen“ Züge, die zur Nachtzeit in die Anlage zum Reinigen einrollen und niemanden stören, hat sich seitdem in den Köpfen der Nachbarn festgesetzt.

Die nun verfügbaren Planunterlagen zeichnen ein ganz anderes Bild. Nach dem Schallgutachten sollen im 24/7-Betrieb, also rund um die Uhr in drei Schichten täglich bis zu 60 Züge innen und außen gereinigt und gewartet werden. Das sind über den gesamten Tag verteilt 2,5 Züge pro Stunde oder stündlich 5 Zugbewegungen für Ein- und Ausfahrt, die über den Bahnübergang Kranichstein abgewickelt werden müssen. Da die Züge bis zu 400 m lang sind und im Vorfeld der Wartungsanlage nur noch langsam fahren, wird sich das erheblich auf die Schließzeiten am Bahnübergang auswirken.

Am 24.10.2023 hat die IGAB die Schließzeiten und Zugbewegungen am Bahnübergang erfasst und im Zeitraum zwischen 6 und 18 Uhr 115 Zugbewegungen festgestellt. In diese Zeit würden 60 ICE-Zugbewegungen zur und von der Wartungsanlage fallen, was eine Steigerung um über 50 Prozent bedeuten würde. Die Schranken wären dann nicht mehr ‚nur‘ den halben Tag zu, sondern mindestens einen Dreivierteltag geschlossen. Das ist unzumutbar, weil der Bahnübergang Jägertorstraße die einzige direkte Verbindung für alle Verkehrsteilnehmer zwischen den beiden zusammengewachsenen Stadtteilen Arheilgen und Kranichstein ist.

Ungeachtet weiterer erheblicher Nachteile für Nachbarn und Natur wäre die ICE-Anlage nur akzeptabel, wenn zugleich das Problem des Bahnübergangs Jägertorstraße gelöst wird. Die IGAB hat dazu im Mai letzten Jahres einen Unterführungsvorschlag vorgelegt. Bislang weigert sich die Stadt Darmstadt, diesen Vorschlag auf seine Machbarkeit zu überprüfen. Die Bahn hat sich dazu noch nicht einmal geäußert. Vielmehr sind die Auswirkungen der geplanten ICE-Anlage auf den Bahnübergang in den Planunterlagen nirgends ein Thema.

Die Planunterlagen sind im Internet über diesen Link erreichbar: https://www.eba.bund.de/SharedDocs/Anhoerungsverfahren/DE/Hessen/2023/Anhoerung_Darmstadt-Kranichstein.html

Die IGAB wird über dies Projekt und sonstige Belastungen für Anwohner etwa durch Lärm weiter informieren und fordert die Anwohner auf, sich an dem Planfeststellungsverfahren durch Einwendungen zu beteiligen. Einwendungen können bis zum 5. Februar bei der Stadt Darmstadt, Stadtplanungsamt, Mina-Rees-Straße 12, 64295 Darmstadt eingereicht werden. Wer bei seinen Einwendungen Hilfe benötigt, wende sich bitte mit einer Mail an info@igabweb.de.

Schranken am Bahnübergang Jägertorstraße geschlossen. Das wird zukünftig noch viel häufiger passieren, wenn täglich bis zu 60 Züge in die geplante ICE-Wartungsanlage Kranichstein ein- und wieder ausfahren.