Klagen über geschlossene Schranken am Bahnübergang Jägertorstraße sind eine uralte Arheilger und Kranichsteiner Geschichte. Doch seit Automatisierung der Signaltechnik und Schließung der örtlichen Stellwarte häufen sich Beschwerden, dass nicht selten Schließzeiten von 20 Minuten hingenommen werden müssen.

Die Stadt Darmstadt hat dazu bislang nur mitgeteilt: „ Zu Schließzeiten und Schließdauer liegen uns keine Statistiken vor“. Die IGAB hat daraufhin die Initiative ergriffen und eine Kartierung der Schrankenschließzeiten durchgeführt. Am 24. Oktober wurden in 8 Schichten von 1,5 Stunden mit je drei Akteuren zwischen 6 Uhr morgens und 18 Uhr abends Daten erfasst.

Ergebnisse:

Im 12 stündigen Zählzeitraum gingen die Schranken 74 mal herunter und waren fast die Hälfte der Zeit geschlossen: Insgesamt 6 Stunden Stau vor den Schranken innerhalb von 12 Stunden. In der Spitzenstunde zwischen 15 und 16 Uhr waren die Schranken sogar für 71 % der Zeit geschlossen, während insgesamt 17 Züge querten.

Die Jägertorstraße ist die einzige direkte Straße zwischen Kranichstein und Arheilgen und soll die beiden Stadtteile verbinden. Stattdessen bildet der Bahnübergang eine Trennlinie. Termine im anderen Stadtteil können nicht eingehalten werden, Anschlüsse zw ischen Straßenbahn und A Bus werden verpasst und tausende Menschen warten jeden Tag unzumutbar lang. In den Schließzeiten des 12 stündigen Zählzeitraums wurden 1.252 wartende Autos, 237 Radfahrer und 89 Fußgänger gezählt. Und das sind Schwachlastzahlen an einen Herbstferien Tag bei Schmuddelwetter. Insgesamt haben mehr als 2500 Personen den Übergang passiert!

Deshalb muss eine wirksame Lösung angegangen werden, die nur in einer Beseitigung des Bahnübergangs durch eine Unterführung für Fußgänger, Radfahrer, PKW, Rettungsdienste und den A Bus liegen kann. Für Überführungsbauwerke mit ihren 100 m langen Rampen ist schlichtweg kein Platz. Die IGAB hat einen Vorschlag erarbeitet, wie eine solche Unterführung aussehen könnte und fordert die Stadt Darmstadt auf, erste Planungsschritte einzuleiten. Die Verwirklichung eines solchen Projekts wird dauern. Umso mehr ist das ein Grund, sofort den ersten Schritt einer Machbarkeitsstudie zu gehen. Denn das Güterzugaufkommen wird weiter steigen, weil die Verlagerung des Gütertransports auf die Bahn eins der wichtigsten Ziele der Verkehrspolitik ist. Dann kommen die Züge hinzu, die die zukünftige ICE Waschanlage in Kranichstein ansteuern, vielleicht auch Taktverdichtungen der Regionalbahn RB75.

Für die Zwischenzeit müssen Übergangslösungen gefunden werden. So fand die Zählung heraus, dass die Schließzeiten vor allem durch lange Vorlaufzeiten ausgefüllt werden, also durch die Zeit, die ab Schrankenschließung bis zur Einfahrt des ersten Zuges vergeht. Elf Beispiele zeigen, dass die Vorlaufzeiten unter 2 Minuten liegen können, wenn sich die Züge flott nähern. Doch bei 63 Schließzyklen lagen sie zum Teil weit darüber. Im Schnitt betrug die Vor laufzeit 3 ¾ Minuten, das Maximum lag bei über 6 Minuten. Die Summe aller Vorlaufzeiten machte 65 % der Schließzeiten aus.

Die IGAB fordert daher von der Bahn, ihre Schrankensteuerung zu optimieren und Vorlaufzeiten von maximal 2 Minuten zu gewährleisten.

Da die Zählung am 24. Oktober wegen Bauarbeiten, Herbstferien und nassgrauem Wetter nur einen Tag mit geringerem Verkehr erfassen konnte, plant die IGAB eine Wiederholung der Zählung außerhalb von Ferien, bei Gütervollastbetrieb und schönem Wetter im nächs ten Frühjahr, verbunden mit einem Aktionstag. Es wäre schön, wenn die Verantwortlichen der Stadt für diese Situation Handlungsbedarf sehen und an diesem Aktionstag mit ersten Voruntersuchungsergebnissen zum Bau einer Unterführung aufwarten können.

Auszug aus der Datenauswertung für die Spitzenstunde zwischen 15 und 16 Uhr: rote Flächen = Schranken Schließzeiten, darin blau die Zuglaufzeiten, darüber die Zugtypen (G = Güterzug, R = Regionalzug, grün = Richtung Süden, schwarz = Richtung Norden)

Kartierung der Schrankenschließzeiten am Bahnübergang Jägertorstraße, 24. Oktober 2023, unter widrigen Wetterbedingungen